Transfriesische Nachrichten
Ein Vermittlungsprojekt von Ressource:Kunst
Konzeption/Projektleitung: Nanna Lüth, Carmen Mörsch
Juni - Oktober 2003


In dem Projekt "Der Friesische Teppich" arbeiteten auf Initiative der Arbeitsgemeinschaft deutscher Kunstvereine (AdKV) an den Standorten Cuxhaven, Hooksiel/Wittmund, Wilhelmshaven drei Kunstvereine mit drei Kirchengemeinden und drei KünstlerInnen (Antje Schiffers, Bertram Weisshaar, Doris Koch) zusammen und präsentierten partizipatorische Kunstprojekte.
Ressource:Kunst e.V. war als viertes Projekt eingeladen, um die Vernetzung der drei Projekte und die Vermittlung des Gesamtprojekts "Friesischer Teppich" nach außen zu leisten.

Wie es zu den Transfriesischen Nachrichten kam
Im Juni unternahm Carmen Mörsch und ich eine erste Rundreise nach Wilhelmshaven, Hooksiel und Cuxhaven, um Vorgespräche mit den KooperationspartnerInnen des Projekts "Friesischer Teppich" zu führen Wir stellten Beispiele unserer Arbeit vor und überlegten gemeinsam, was ein sinnvoller Beitrag von Ressource:Kunst zum Projekt "Friesischer Teppich" sein könnte.

Alle GesprächspartnerInnen erklärten damals ihr Interesse an einem Erfahrungsaustausch und der gemeinsamen Reflexion der Projekte. Weiterhin wünschten sich die Befragten eine Vermittlung des Gesamtprojekts "Friesischer Teppich" nach außen. In allen Gesprächen tauchte das Problem auf, daß die Kommunikation zwischen den beteiligten Gemeinden schwierig sei. Die Kombination der Orte, die das Dreieck des Friesischen Teppichs bildeten, kam den meisten nicht eben naheliegend vor. Viele äusserten, dass die Kooperation der drei Orte weder inhaltlich zwingend notwendig, noch geografisch besonders praktisch sei.

c) nanna lüthc) nanna lüthc) nanna lüth

An dem Abschlusstreffen in der Nähe von Bremen nahmen KünstlerInnen und am Projekt Beteiligte aus Cuxhaven, Wilhelmshaven, Hooksiel und Wittmund teil

Wir entwickelten verschiedene Instrumente, um den geäußerten Wünschen entgegen zu kommen. Für die Reflexion, den Austausch und das gegenseitige Lernen aus den Projekten luden wir die vor Ort Beteiligten am 19. und am 24. Oktober 2003 zu Besuchen der jeweils anderen Projekte ein und zum Abschluss fand auf dem Künstlerinnenhof "Die Höge" (bei Bremen) ein gemeinsamer Reflexionstag statt.


Zur Sichtbarmachung, also der Vermittlung nach außen, entwarfen wir die "Transfriesischen Nachrichten".
Die Transfriesischen Nachrichten sind eine von uns geschriebene und gestaltete Seite, die in verschiedenen Zeitungen veröffentlicht wurde. Die Idee dazu kam uns, als bei den ersten Vorgesprächen von allen Befragten die lokale Presse erwähnt wurde, die jeweils über ein sehr genau begrenztes Gebiet berichtet. Um also über alle Projekte des Friesischen Teppichs informiert zu werden, hätte man den Sommer lang theoretisch die anderen Zeitungen der anderen beteiligten Orte auftreiben und lesen müssen. Das ideale Format zur Kommunikation des Gesamtprojektes nach aussen war aus unserer Sicht daher eine Sonderseite, die durch mindestens drei verschiedene regionale Tageszeitungen, welche die Gebiete durch Berichterstattung komplett abdecken würden, vertrieben werden sollte.


c) nanna lüth
c) nanna lüthc) nanna lüth

Verhandlungen mit den Redaktionen in Wilhelmshaven und Cuxhaven


Diese Intervention in die friesische Presselandschaft stellte eine Herausforderung dar. Es bedurfte vieler Vorgespräche und auch des persönlichen Einsatzes der am Projekt beteiligten VertreterInnen von Kirchengemeinden und Kunstvereinen. Diese Unterstützung war für unser Vorhaben schon eine Form der Beteiligung, ohne die sich die Akquise des Freiraums in den Zeitungen noch schwieriger gestaltet hätte.
Es gelang die Kooperation mit der Elbe Weser Aktuell, dem Jeverschen Wochenblatt und der taz nord Bremen. In Wilhelmshaven erschienen die »Transfriesischen Nachrichten« im Eigenverlag. Es gelang uns, über den Kontakt der Kirchengemeinde in der Druckerei des Rentamts die "Transfriesischen Nachrichten" sehr günstig zu reproduzieren.
Diese Tatsache, dass wir in Wilhelmshaven selbst distribuieren mussten, weist darauf hin, dass uns die geplante Intervention gelungen und gleichzeitig nicht gelungen ist.

Die "Transfriesischen Nachrichten" wurden zwar in den genannten drei Zeitungen veröffentlicht, allerdings war damit die Sichtbarkeit nicht flächendeckend, wie wir sie uns gewünscht hatten. Im Verlauf der Vorgespräche mit den zentralen lokalen Zeitungen begegneten wir lokalpolitischen Abgrenzungen und Kommunikationsstörungen in den Redaktionen. Daraus ergab sich ein komplexer Prozess mit besonderer Dynamik, die uns teilweise ausmanövrierte.
So hatten wir in einem Gespräch mit vielen Beteiligten eine Zeitung in Cuxhaven überzeugt, die Transfriesischen Nachrichten zu publizieren. Daraufhin verweigerte eine andernorts angefragte Zeitung die Kooperation wegen eines noch nicht vergessenen Schlagabtauschs mit den Cuxhavenern um den Standort des "Jade Weser Ports". Dabei handelt es sich um einen Tiefwasserhafen, dessen Bau Arbeitsplätze und positive wirtschaftliche Entwicklungen versprach. Eine Woche vor Erscheinen der ersten Ausgabe sprang dann die Cuxhavener Zeitung aus redaktionsinternen Gründen - trotz erneuter Intervention durch die Leiterin des dortigen Kunstvereins - in letzter Minute ab.

Letztendlich beteiligten sich an zwei Standorten die zentralen Presseorgane nicht.
Die Lücken füllten einerseits ein Wochenblatt, die Elbe Weser Aktuell, das an alle Cuxhavener Haushalte verteilt wird und andererseits unsere Eigenproduktion. Diese Möglichkeit hatten wir zwar in Betracht gezogen und den Ausweg der Eigenproduktion ausdrücklich in unserem Konzept erwähnt, was nichts daran änderte, dass unserer eigentlicher Anspruch, die Geschichten des friesischen Teppichs an alle Orten auf dem Zeitungsweg zu kommunizieren, vereitelt wurde.
Der positive Nebeneffekt davon war, dass die "Transfriesischen" dadurch ein grosses Spektrum an Formaten hatten, von der taz, die eine spezielle überregionale LeserInnenschaft erreicht, über eine regionale Zeitung und ein kostenloses Wochenblatt, das an alle Haushalte geht und eben den Eigenvertrieb. Auf diese Weise erreichten wir unterschiedliche Öffentlichkeiten.

c) nanna lüthWie die Inhalte der Transfriesischen Nachrichten entstanden
Hierfür interviewte das Team von Ressource:Kunst die Beteiligten im Projektverlauf und sammelte Bilder. Diese bildeten die Grundlage der"Transfriesischen Nachrichten". Die "Transfriesischen Nachrichten" erschienen während der Projektzeit in 2 Ausgaben in regionalen und überregionalen Zeitungen (Elbe Weser Aktuell, Jeversches Wochenblatt, taz nord). Sie informieren über die Projekte des "Friesischen Teppichs". Gleichzeitig reflektieren sie die besonderen Fragestellungen in künstlerischen Beteiligungsprojekten.

Transfriesische Nachrichten Ausgabe 1: Suchbewegungen

c) nanna lüthDie erste Ausgabe erschien in der taz nord bremen am 11.9.03, im Jeverschen Wochenblatt am und in Elbe Weser Aktuell am 17.9., lag ausserdem ab dem 18.9. im Stadtraum Wilhelmshaven aus.

Hier drehten sich die Berichte um die "Suchbewegungen" in den Projekten, also Fragen wie: "Wie erforschen die KünstlerInnen die drei Orte? Wie finden sie zu den Beteiligten, wie finden die Beteiligten zu Ihnen? Welche Suchbewegungen ereignen sich in den künstlerischen Aktionen?"
Download unter: http://www.ressourcekunst.org/pdf/tfn1_72dpi.pdf

Transfriesische Nachrichten Ausgabe 2: Beteiligungen

Die zweite Ausgabe erschien im Oktober, am 11.10.03 im Jeverschen Wochenblatt, am 15.10.03 in Elbe Weser Aktuell und am 09.10.03 in der taz nord.
In der zweiten Ausgabe ging es um Formen und Qualitäten von Beteiligung, die in den drei Projekten des Friesischen Teppichs entstanden sind. Wir haben Akteure aus den drei Projekten gefragt: Wie haben Sie sich an dem Projekt beteiligt? Wird die Beteiligung im Ergebnis für andere sichtbar? Welche schönen und weniger schönen Momente ereignen sich in den Projekten? Wie haben wieder andere teil an den Produkten und Veranstaltungen, die gemeinschaftlich entwickelt worden sind?
Download unter: http://www.ressourcekunst.org/pdf/tfn2.pdf