home-stories
Fotografie und Installation, 2000

c) nanna lüth

Victoria Hegner, ethnologist
Eisenhammerstraße 18, Berlin, Germany

Die Fotografien zeigen Studentinnen des Projektbereichs »city and gender« der Internationalen Frauenuniversität (ifu, 2000) in ihren Kasseler Wohnungen, in denen sie für drei Sommermonate wohnten. Die Frauen auf diesen Bildern - Architektinnen, Stadtplanerinnen, Soziologinnen... - setzten sich beruflich mit der Gestaltung von Stadt- und Privaträumen auseinander. Wie formten diese Frauen einen temporären Lebensraum und wie wirkte eben diese Umgebung auf die Portraitierten zurück?
Gespräche über die Unterkünfte, VermieterInnen, Heimweh und eilige Umzüge beschäftigten die ifu-Frauen und erinnerten mich an die grundlegende Bedeutung von Wohnräumen für Leben, Arbeit, Raum- und Heimatbegriff.


c) nanna lüth

Installationsskizze


Nachdem ich eineinhalb Monate mit diesen Frauen zusammen in Kassel verbracht hatte, begann ich mit dem Projekt »home stories«. Ich besuchte einige der Studentinnen in ihren Zimmern, die sie in StudentInnenwohnheimen oder zur Untermiete vermittelt bekommen hatten, um mit ihnen Gespräche zu führen und sie zu fotografieren. Für die Aufnahmen wählte ich eine Form der Inszenierung, die Hinweise auf die transitorische Natur der jeweiligen Wohnsituation gab. Gepäckstücke, die offen herumlagen oder in den Bildausschnitt hineingebracht wurden, waren versteckte Zeichen für die weiten Reisen der Frauen. Die Haltung der Portraitierten und deren Blicke in die Kamera spiegelten ihr Bewußtsein vom Abbildungsprozess in einer von außen vorgegebenen, ungewohnten Umgebung wider.

c) nanna lüth
Michaeline Tsotetsi, political analyst
Mönchebergstraße21b, R.107, Johannesburg, South Africa

Die Methode des Hausbesuchs in den verschiedensten Teilen Kassels -die meisten Unterbringungen lagen verstreut an der Peripherie - bei einer hochqualifizierten, weiblichen Nachwuchselite rief in mir Assoziationen zu den »home-stories« über Stars oder Adlige in Hochglanzmagazinen hervor; mediale Vorbilder, die allerdings mit der oft beengten, unglamourösen Situation konkurrierten.


c) nanna lüth
Yan-Yang Peng, regional planner
Kohlenstraße 105, R.413, Chengdu, China

Die Bildunterschriften, die einen entscheidenden Teil der Arbeit darstellten, verschränkten die Kasseler Anschrift (Straße) der jeweiligen Frau mit ihrer Herkunftsadresse, um eine kurzfristige Verschiebung und Verunsicherung des Heimatbegriffs zu kennzeichnen.
Die teilweise kaum merklichen Kontraste zwischen den Bewohnerinnen und ihrer deutschen Umgebung standen den Spuren einer allmählichen Aneignung der Räume gegenüber. So fixierten die Bilder einen Moment des wechselseitigen Austauschs zwischen Subjekt und Kontext.
Der private Raum, hier Hintergrund akademischer Arbeit, wurde veröffentlicht.


c) nanna lüth
Swati Banerjee, social scientist
Dörnbergstraße 18, Mumbai, India