Einblenden Diese
Sammlung von Außenwerbung, die in den letzten Jahren auf meinen
täglichen Wegen nebenbei entstanden ist, zeigt diskriminierende Darstellungen
von Frauen. Ich habe mit der Serie begonnen, um Bilder, die Zugriff auf
ein weiblich sozialisiertes Ich behaupten, zu bearbeiten, statt sie zu
ignorieren. Durch die Dokumentation nahm ich im Lauf der Zeit den (zum
Teil buchstäblichen) Zusammenhang von Männer- und Frauenbildern,
rassifizierende und andere soziale Stereotypen in den Blick. |
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Wenn in einer Ausstellung (z.B. 2008 in Berlin >>) 150 und mehr unterschiedliche Motive nebeneinander installiert werden, erzeugt diese Arbeit zunächst eine Zumutung für die Betrachtenden. Diese Verdichtung soll eine Auseinandersetzung mit angeblich überkommenen Stereotypen provozieren. Die Installation löst Gespräche aus: über Bilder, die verschiedenen Betrachter_innen zuviel sind und zu nahe gehen, über Attraktivität und die Grenze zwischen Sexyness und Sexismus, über guten Geschmack und symbolische Gewalt. Einige Darstellungen verlieren erst im Zusammenhang ihre Harmlosigkeit, so z.B. eine weibliche Büste mit Hasenkopf, mit der eine Zeitung warb, im Zusammenhang mit dem Plakat einer Fluggesellschaft, die mit kroatischen Hasen (= Frauen im Bikini) lockte. Solche Wiederholungen, aber auch die Verknüpfung von diversen Klischees von Weiblichkeiten sind mir wichtig, um vermeintlich positive Bilder zusammen mit diskriminierenden, pornografisierenden oder gewaltförmigen Fotografien einer kritischen Betrachtung zugänglich zu machen. Einblenden belegt, dass aktuelle Werbung immer noch auf Sexismus und Rassismus basiert, auch wenn sie zum Teil vorgibt, an emanzipatorischen Debatten geschult zu sein, z.B. wenn sie sich zur Fürsprecherin sexuell befreiter Frauen aufschwingt. |
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Einblenden verstehe ich als widerständige Aneignung. Schon die Situation des Aufnehmens der Werbung im Stadtraum stellt eine Unterbrechung der vorgesehenen Rezeption dar. Mein Fotografieren von Plakaten, die vorwiegend halbnackte Frauenkörper zeigen, wurde in all der Zeit nie kommentiert. Das könnte damit zusammenhängen, dass ich als Fotografin beim Sammeln ein potenzielles lesbisches Begehren signalisiere, das bei aller Hypersexualisierung der Werbeflächen ganz gewiss nicht gemeint ist. |
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