Becherschülerei
Fotografie, seit 1994


Die Becherschüler sind die einzig wahren Meisterschüler der Fotografie, eines Mediums, das keine Meister kannte. Bernd und Hilla Becher haben Maßstäbe der Architekturfotografie auf dem Kunstmarkt etabliert, den objektiven, geraden, scharfen Blick aus immergleicher Perspektive zur Pflicht gemacht. Ihre Serien von Fachwerkhäusern, Wasser- und Fördertürmen funktionieren als wissenschaftliche Vergleichsreihe des jeweiligen Gebäudetyps.
So wird eine objektivierende Fotografie zur Aufzeichnerin und gleichzeitig Bewahrerin einer Welt-Ordnung (,gerade wo sich doch alle einig waren, dass es so etwas gar nicht geben solle). Die StudentInnen der Bechers (Hütte, Höfer, Struth, Ruff usw. ) arbeiten erfolgreich mit der Konzept ihrer Lehrer.

Die "Becherschülerei" setzt sich ironisch mit diesem Phänomen auseinander.
- Ein fotografischer Katalog der Baugerüste -
c) nanna lüth c) nanna lüth
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Diese Arbeit gehorcht zunächst dem Muster der berühmten Vorbilder, bricht dann aber mit der deutschen Tradition (deutsch auch, wenn man an die Portrait-Serien von August Sander denkt).
Der Standpunkt wechselt mit jedem Objekt, die Fotografie passt sich dem Gegenüber an, nicht umgekehrt. Die mit Bauplanen verpackten Gerüste verändern sich und den sie umgebenden Stadtraum. Die Fassade wird zum Kunststück, denn - vielleicht besonders nach Jeanne-Claude und Christos Reichstagsverhüllung - gehen die Gerüstebauer bewußt mit Farben und Stoffen der Planen um.
Indem sie "Kleider anlegen" gewinnen die Baukörper an Präsenz, spielen eine neue über ihre architektonische Funktion herausgehende Rolle. Ein sogenannter objektiver Blick kann einer solcherart verwandelten Architektur nicht gerecht werden.
c) nanna lüth c) nanna lüth
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Inhalt der "Becherschülerei" ist mehr die Darstellung der Vielfalt der verkleideten Bauten als deren Schematisierung oder Vergleichbarkeit.
Es geht darum, einen individuellen Standpunkt abzubilden, mich als Subjekt, als Autorin in den Stadt- wie Kunstraum zu stellen.