1:100
Videoportraits
für das Kulturmagazin TWIST, Offener Kanal/Sat 1 1996

Im Rahmen einer Recherche zur Themenstellung »Maßstab« bin ich auf diese Vorlagen in einem Buch für GrafikerInnen gestoßen: Frauen im Maßstab 1:100 oder 1:50, schematische Schattenrisse, die "die moderne Frau", die mitten im Leben steht, verkörpern sollen. Diese Vorlagen werden als Zeichen für menschliche Präsenz in Architekturpläne oder Grafiklayouts einkopiert.
Meistens ist der in diesen Zeichnungen eingefangene Moment sehr dicht, erzählt Anfang oder Ende einer Geschichte, betont deutlich eine Rolle oder einen Wesenszug der dargestellten Strichfigur. In Gruppen eingefügt wirken die Schattenfrauen immer wie vervollständigt, ergänzt und "glücklicher".

c) nanna lüth c) nanna lüth c) nanna lüth
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Soviel zu den Vorlagen.
Da ich mich nicht wiederfand in diesen beschirmten, bemannten, bekinderten Frauenfiguren, wollte ich diesen Bilder von Frauen aus meiner Generation und Lebenswelt entgegenstellen.

Darum drehte ich drei Kurzportraits von drei Frauen in für sie typischen Momenten.
Jede der Szenen beginnt mit einem Schattenriß, der dann überblendet wird in das Portraits einer Frau. Die erste Einstellung zeigt jeweils eine Totale von einem Raum, in dem sich die Frau befindet, der ihr gehört, in dem sie eine alltägliche Handlung vollzieht. In den Anfangsbildern ähneln Haltung und Tätigkeit der Frauen denen der icons. Im ersten Moment scheint also die lebendige Figur das vorgegebene Schema auszufüllen.

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Dann trennt sich ihr Verhalten vom Erwarteten und sie beginnt ihr eigenes Leben zu führen. Momente der Rastlosigkeit, Langeweile, Aggression der Darstellerinnen durchbrechen die Harmonie der Vorbilder.


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